Reisebericht Nr. 69 - Japan vom 26.4.2018 - 10.7.2018

Route: (Kyushu)Fukuoka - Nagasaki - Beppu - (Honshu) Kyoto - Kanazawa - Aomori -(Hokkaido)Hakodate - Toyako - Kussharo - Furano - Sapporo  3‘375 km, 19‘712 Hm

Der Ruf des Kukucks begleitet uns die ganze Reise und erinnert uns daran, dass wir vom Süden in den Norden und somit immer im Frühling radeln. Was bestimmt in unserer Erinnerung haften bleibt, ist der viele Regen der uns Routen ändern und statt in der schönen Landschaft und Parks zu campen, oft Hotels aufsuchen lässt.
Die erste Handlung in Japan nach der Landung der Fähre, ist es, den 7/11 Convenience Shop aufzusuchen, eine fast überlebenswichtige Institution in Japan für einen Radler. Hier gibts Geldautomaten die mit europäischen Karten funktionieren, WIFI, Essen, guten Kaffee und saubere Toiletten. Meist sind dies Closomaten mit geheiztem Deckel, mit Musik damit andere Leute nicht hören was für Geschäfte man gerade verrichtet - und mit so vielen Knöpfen dass Pius auch mal den Hilferuf-Knopf erwischt. Da rennen also 2 Angestellte Richtung WC und kommen mit einem Grinsen im Gesicht zurück.
Auch andere Eigenheiten fallen uns auf. So kann man in den Städten auf den Gehsteigen zwischen den Fussgängern radfahren (ohne dass jemand sich daran stört!!) Oder oft setzen sich die Beifahrer im Auto auf die Hintersitze, also z.b. Frau fährt, Ehemann sitzt hinten. Oder rauchen in Restaurants und Hotelzimmern ist noch gang und gäbe. Und statt Blinklicht-Anlagen bei Baustellen stehen Arbeiter bereit die einem aufhalten und dann mit einer Verbeugung und einem Domo Arigato (Danke) den Weg freigeben. Wie schön und persönlich! Auch campieren ist überall erlaubt, ebenfalls in den vielen wunderschönen Parks, weil Toiletten vorhanden sind.
Der Besuch in Nagasaki führt uns vor Augen wie grauenvoll Krieg ist; hier wurde im 2. Weltkrieg die 2. amerikanische Atombombe abgeworfen.
In Kyoto besuchen wir zusammen mit unseren Japanischen Freunden Jun und Kazuko viele der eindrücklichen Tempel und Schreine, bevor es quer über die Insel geht. Oft durch wunderschöne traditionelle Dörfer und immer wieder entlang von Flüssen auf Radwegen. In Kanazawa erwarten uns eine Japanische Familie und die Eltern von Jun. Von ihnen werden wir zu einem exquisiten Essen eingeladen und durch die Stadt geführt. Wir lassen es uns nicht nehmen, nochmals den berühmten, sehr harmonischen Kenrokuen Garten zu besuchen, schon zum 2. Mal in unserem Leben. Allerdings hätten wir uns etwas mehr beeilen sollen, denn beim Zurückfahren schüttet es wieder mal dermassen, dass wir pflotschnass und schlotternd im Hostel eintreffen.
Entlang der Küste gehts Richtung Norden und eines Abends beim Zelten an einem einsamen Strand kommt ein Sturm auf. Dieser reisst an den Zeltwänden, Sand ist überall, Pius befestigt mit zusammengesuchten Baumstämmen das Zelt während ich im Innern die Zeltstangen und Wände halte. Irgendwann legt sich der Sturm und es beginnt zu regnen, nun ist wieder an Schlaf zu denken. Schöne Landschaften, kristallklares Wasser mit pittoresken Felsen, endlose Reisfelder, Samurai-Quartiere, kleine Dörfer, Wälder, Seen und in Dunst gehüllte Vulkane machen das Radeln zu einem herrlichen Erlebnis in Honshu. Aber auch für Adventure ist gesorgt. Dank maps.me finden sich ja immer kleinste unbefahrene Wege zum pedalen - doch dass ein Erdrutsch den Weg verschüttet oder ein Holzfäller-Trupp 200m des Wegs blockiert mit quer über den Weg gefällten Zypressen, das weiss dieses App. halt auch nicht. Doch aufgeben tun wir nicht und schaffen beide Hindernisse, die gefällten Bäume allerdings nur mit grosszügiger Hilfe eines Waldarbeiters der mit einer Motorsäge einen Weg frei sägt indem er von jedem Baum einen Ast wegsägt, damit wir über die Baustämme klettern können.
In Hokkaido ist vor allem die Natur ein Genuss, meistens. Denn dieses Jahr ist es aussergewöhnlich kalt und der viele Regen lässt uns oft die Routenwahl ändern. Schade, denn die schönen Wälder, Vulkane, Seen, Wetlands und die Sea of Okhotsk mit seiner Blumenpracht entlang der Küste wären traumhaft zum velofahren. Dafür geniessen wir die unzähligen Onsen (natürliche Heisswasser-Quellen)um so mehr und können uns so immer wieder aufwärmen. Auch übernachten wir hie und da in einem „Rider-House“, eine sehr günstige und einfache Unterkunft für Rad- und Motorrad-Fahrer wo dann schon auch mal eine Party steigt. Hie und da bieten sich aber auch die „Michi-no-Eki“ an - Raststätten entlang der Strasse.
Die vielen feinen Sushis, die guten Kaffee Latte, die Matcha-Kuchen, die ausgelassen feiernden jungen Japaner in den Kneipen....und und und - so viele tolle Erinnerungen der Japan-Reise werden uns unvergesslich bleiben.
Bewusst sein muss man sich, dass in Japan für Räder keine Transportmöglichkeit besteht - weder in einem Bus noch in einem Zug. Es heisst also vorab eine Lösung suchen um z.b. die Velos zum Flughafen zu transportieren. Doch sind die Japaner sehr hilfsbereit und tun alles um den Fremden zu helfen, und dies obwohl die Sprache ein grösseres Problem darstellt.

 

Goldener Tempel Kyoto

Campen an der Beach

Sushi, Sushi, Sushi

Sushi, Sushi, Sushi

Flucht vor dem Regen