Reisebericht Nr. 65 - China 2015, 6.10. bis 19.11.2015
Chengdu - Kangding - Litang - Xiangcheng - Shangri-La - Dali - Jinghong - Mohans

Raus aus der 14 Mio. Stadt Chengdu findet Pius den Weg bravourös. Nach 25 km radeln wir uns auf einer 6-spurigen Autostrasse, separat noch je eine zusätzlich Spur für Velofahrer und Elektro-Roller. Ganz China ist eine Gross-Baustelle, überall wird emsig gebaut; Hochhäuser, ganze Dörfer, Stadtteile, Autobahnen, Strassen. So kommen wir nicht umhin Strassen zu befahren die im Bau sind, sprich Schlamm, Löcher, Staub. In einem tiefen Schlammbad bleibt Pius mit dem Velo stecken und muss absteigen, da hat er den sprichwörtlichen Schuh voll rausgezogen. Die Strasse über den Erlangshan ist wegen Strassenbauarbeiten nur für den lokalen Verkehr offen, und so können wir den 4.3km langen Tunnel problemlos passieren. Danach wieder viele hupende Autos und Lastwagen bis Kangding. Warum gehupt wird ist schnell klar. Neben uns = hallo, direkt von irgend einer Seite auf uns zusteuernd und hupend = sofort weg da ich komme, vor der Kurve = Vorsichtsmassnahme da der nicht sichtbare Gegenverkehr vielleicht gerade überholt, nach uns = zaijian (uf wiederluege). Von Kangding (die erste Stadt mit einer Mischung aus China und Tibet) weg nehmen wir einen Umweg um von der Hauptstrasse weg zu kommen durch ein schönes Tal. Endlich auf dem Pass, bläst uns ein garstiger Schneesturm um die Ohren und so fliehen wir schnellstens in tiefere Lagen. Um die Stadt Litang zu erreichen, müssen die beiden Pässe JianZiWang (4600m) und KaZiLa (4718m) überquert werden, tolle Aussichten auf hohe schneebedeckte Berge die bis 4400m bewaldet sind, grasenden Yaks und zerklüftete Täler und die tibetanischen im Wind flatternden farbigen Gebetsfahnen begeistern uns. Weist eine Strasse mehr als 5% Steigung auf müssen wir schieben. Die Höhenmeter scheinen uns doppelt so schwierig zu bewältigen wie in tieferen Lagen da der Sauerstoff fehlt.

Von Litag radeln wir Richtung Süden, meist auf Höhen zwischen 3600 und 4600m. Die Strecke von hier nach Shangri-La gefällt uns am besten; wunderschöne tibetanische Dörfer mit Häusern aus Lehm und Holz erbaut, mit geschnitzten farbig bemalten Tür- und Fensterrahmen, Häuser die Festungen gleichen. Nicht so toll finden wir die 73km Naturstrasse von XiangCheng Richtung Yunnan, der Aufstieg ist mühsam und für die 20km Abfahrt benötigen wir über 2 Stunden. Zudem ist es 4 Grad kalt und so sind die Hände - weil ständig gebremst werden muss - eiskalt, Rücken und Hintern schmerzen ebenfalls. Fährt ein Auto vorbei verschwinden die Velofahrer in Staubwolken.

Zum campieren ist es kalt, bis minus 5 Grad im Zelt. Trotzdem sind die funkelnden sternenklaren Nächte wunderbar und für uns viel schöner als ein Hotelzimmer. Riecht es beim Zelten nach dem kostbaren Yak-Dung der als Brennstoff gesammelt wird, ist dies angenehmer als der oft vorhandene Geruch nach Abwasser im Hotelzimmer.

Shangri-La's Altstadt - etwa 200 tibetanische alte Holzhäuser - brannte teilweise ab 2014 und momentan ist alles im Wiederaufbau, die Bauten werden im alten Stil mit viel Holzschnitzereien wieder hergestellt und zugleich wird die gesamte Infrastruktur - wie Strassen, Leitungen usw. - neu gebaut. Diese Stadt wurde berühmt durch den Film von James Hilton "Lost Horizon" - und sehr geschickt nutzen die Chinesen dies zur touristischen Vermarktung als Paradies. Gibt es ein Volk das den Kapitalismus besser zu nutzen weiss als die kommunistischen Chinesen? Ein Widerspruch?

Viele Aufstiege, faszinierende Landschaften mit schön angelegten, bepflanzten Terrassen bis auf 3200m Höhe und schlussendlich eine Abfahrt von über 1000 Höhenmetern runter zum Jangtse-Fluss, führt uns durch die berühmte 16km lange Tiger-Sprung-Schlucht, welche schwindelerregende 3900m Höhenunterschied vom Fluss zu den Bergen des Haba Shan aufweist. Von Shangri-La bis Lijiang benötigen wir weitere 4 Tage. Lijiang's Altstadt wurde 1996 durch ein Erdbeben zerstört und der Wiederaufbau ebenfalls sehr geschickt im alten Stil vorgenommen. Die Sogwirkung auf den Tourismus ist enorm. Jährlich weist die Stadt (bei unserem Besuch 1989 noch ein Dorf!) eine Besucherzahl von über 8 Millionen auf. Abends durch die engen, kopfsteingepflasterten Gässchen mit den kleinen Wasserkanälen zu schlendern, mit seinem Rummel und abertausenden von chinesischen Touristen, vorbei an Souvenirläden, Restaurants und Discos, ist wie Chilbi.

Aehnlich ist es in Dali, hier werden die Touristen mit Elektro-Autos durch die Altstadt gekarrt oder von der Minderheit der Dai, den hübsch traditionell gekleideten Dai-Frauen die als Fremdenführerinnen fungieren, durch diese geführt. Dali liegt ebenfalls fantastisch zwischen den Bergen und das historische Flair der Altstadt gefällt uns.

Ein Sleeper-Bus bringt uns in 14 Stunden ziemlich bequem von den Schneebergen auf einer kurvenreichen Strasse in die Tropen; statt lange Unterhosen trägt man hier kurze Hosen und sucht bereits wieder den Schatten. Jinghong, heute eine moderne Stadt, liegt am Mekong und hat eine entspannte Atmosphäre. Wir gönnen uns eine Massage, eine schmerzhafte Erfahrung, denn die blinden Masseure finden die verkrampften Stellen sofort.

Wunderschön auf Naturstrasse dem Mekong entlang durch ursprünglichen Dschungel, dann auf die Hauptstrasse von welcher wir nicht mehr weg kommen. Durch einige bis zu 3.2km abgas-schwangere unbeleuchtete Tunnels führt der Weg durch endlose Bananen- und Kautschukbaumplantagen die sich über terrassierte Hügel erstrecken. Staubig, da über die gesamte Strecke an einer weiteren Autobahn gebaut wird, erreichen wir die Grenzstadt Mohan an der Grenze zu Laos. Eine Nacht bleiben wir noch in China, denn noch einmal wollen wir das hervorragende Chinesische Essen geniessen, und zum Frühstück gibt es die leckeren Baotze und Jiaotze. Oh wie lieben wir das Chinesische Essen.
Vor der Grenze lassen wir uns übers Ohr hauen. Beim Geld wechseln auf der Strasse jubelt man mir, anstelle von 300'000 Laotischen Kip, Falschgeld unter. Fast wären wir Millionäre geworden, so hat's nicht ganz gereicht. Dafür müssen wir kein Visa lösen für Laos, 2 Wochen ist für die Schweizer gratis.

Infos für Velofahrer ab Xiangcheng bis Shangri-la:
- nach 35km, in Ranwu - kleiner Laden, Wasser von hier mitnehmen, 15km Aufstieg
und Beginn schlechter Naturstrasse, Campingmöglichkeit nach 50km - ohne Wasser
- danach in jedem Taleinschnitt Wasser insofern oben Schnee liegt (oder bei Regen),
Camping bei km 83, Pass bei 87km, Abfahrt 20km - benötigten 2 Stunden
- nach 112km - Restaurant zum Essen und kleiner Laden
- nach 131km - Wasser fassen - Tibetanische Kultstätte bei km 133 campieren möglich
und danach Wasser bei 139 und 140 km (Hütte mit Waschanlage), kurz danach gute
Campingmöglichkeit
- nach 188km - Restaurant, Laden und Wasser, km 190 Camping im Talkessel, 190 bis
198km kein campieren möglich, danach gut.
- nach 220km Ankunft in Shangri-la

 


tibetanische schön verzierte Häuser

tibetanisches Dorf und die Elektrifizierung Chinas

Gebetsfahnen

Reklame vor Restaurant für Yak-Spezialitäten

mit wärmendem Fell

Shangri-La


Jinghong - Mekong und ein paar der neuen Bauten