Reisebericht Nr. 62, USA 18.8. - 24.10.2014 - 3850 km und 56'000 Höhenmeter

Port Angeles - Cannon Beach - Waldport - Steamboat - Crater Lake - Ashland - Mt. Shasta (Ca) - Lassen Vulcabis N.P. - Lake Tahoe - Yosemite N.P. - Sequoia N.P. - Lake Isabella - Tehachapi - Big Bear Lake - Idyllwild - Oceanside San Diego

Die Küstenstrasse Nr. 101 von Port Angeles bis nach Waldport (Or) ist wegen dem grossen Verkehrsaufkommen, da Sommerferien sind, und in Washington State, wegen der rasenden Loggin Trucks, kein Vergnügen zum radeln, obwohl der Regenwald märchenhaft ist und sich an Oregons Küste traumhafte Aussichten auf wunderschöne Strände bieten. Zudem erfreuen wir uns an den Walen und Seehunden die wir beobachten können. Ebenso gefällt es uns, dass die Brombeeren reif und süss sind und es davon soviel gibt, dass wir täglich einige Male die Bäuche vollschlagen können.

Auf der Inlandroute, sog. Cascade Route, ist es dann meist verkehrsarm und oft führen die Wege im Norden entlang von Flüsschen - und dies bei traumhaftem Wetter, das uns auch weiterhin auf der gesamten Reise beglückt. Doch auch abenteuerliche Erlebnisse gabs, z.b. als wir einmal ohne detaillierte Karte über einen dicht bewaldeten Berg ins andere Tal gelangen wollten. Die unzähligen Logging Strässchen machten, dass wir einen Bergspitz erklimmen mussten um uns wieder zu orientieren. Und 60km und 1000 Höhenmeter später waren wir wieder fast am Ausgangspunkt zurück. Tags darauf versuchten wir es erneut, diesmal mit einer Detail-Karte die uns ein Lastwagenfahrer des National Forest schenkte; nun gelang das Unterfangen. Da war uns dann auch egal, dass der ganze Tag keine Auto zu sehen war und dass viel Schiebe-Partien enthalten waren. Das Zelten in der Wildnis entschädigt uns immer wieder für alle Strapazen, es sind immer unvorstellbar tolle Erlebnisse, sei es wegen der klaren Nächte mit den blinkenden Sternen, oder weil Kojoten oder Wölfe in der Nähe heulen oder ein Luchs ums Zelt schleicht. Einmal hören wir nachts ein verdächtiges Geräusch, schauen aus dem Zelt und sehen einen Schwarzbär der sich an unseren Taschen vergreifen will. Als wir aus dem Zelt kriechen, klettert der Bär aus Angst vor uns den Baum hoch. Pius will den Fotoapparat holen, diese Gelegenheit nutzt der Bär, klettert runter und macht sich schnellstens aus dem Staub.

Die Cascade Route beschert uns viele Pässe mit langen Aufstiegen; hochpedalen auf über 2000m, und in genussreichen Abfahrten runter auf 300m. Auch landschaftlich ist diese gewählte Route reizvoll, mit unzähligen Seen - einer davon der tiefblaue Crater Lake - oder mit hübschen Städtchen in welchen wir wieder mal guten Kaffee schlürfen können. Oder Nationalparks wie der Vulcanic N.P. mit Mt. Lassen (ein Vulkan des sog. Pacific Ring of Fire), Yosemite mit seinen senkrecht aufragenden Felsen, Sequoia mit den riesigen (bis zu 100m hoch), alten (bis 3200 Jahre) Bäumen. Da Kalifornien seit Jahren mit Trockenheit kämpft, erfahren auch wir was es heisst wenn Waldbrände ausbrechen die nicht mehr so schnell unter Kontrolle gebracht werden können. Für 3 Tage strampeln wir durch rauch- und asche-geschwängerte Luft, was unseren Lungen sicherlich keine Freude bereitete. Dann staunen wir über die 5000 Windturbinen auf einer Hügelkette in der Nähe von Tehachapi - eine der weltweit grössten Anlage.

Da Amerika wohl das Land mit der dichtesten Abdeckung von Campingplätzen ist, zelten wir auch zu 98% unserer Reise. Meist in primitiven Campings der National Forests, sodass wir uns mit einer Flaschen-Dusche begnügen müssen. Gibts dann aber einen Bach oder sogar eine Heisswasser Quelle ist der Genuss umso grösser. Wasser ist oftmals in diesen trockenen Gebieten ein Thema. So auch als es keinen offiziellen Campingplatz gibt, wir jedoch das Zelt aufschlagen sollten da es langsam dunkelt. Aber ohne Wasser? Der Optimist Pius sagte; bei dem Glück das wir haben, kommt jetzt dann ein Quellchen. Man stelle sich lauter braune Hügel mit nichts als verdorrtem Gras vor. Doch das absolut Unvorstellbare geschah, nämlich einige Kilometer später auf der Abfahrt gab es tatsächlich ein kleines Rinnsal das aus einem Röhrchen in einen Brunnen tropfte und wir konnten alle unsere Flaschen füllen. Und schon bald war auch ein Platz zum zelten gefunden. Auch dies ist nicht immer einfach, da das Land oft eingezäunt ist und ein Schild mit dem Hinweis angebracht ist: Private propertie, no trespassing, violaters will be prosecuted...... Die Amerikaner sind besonders empfindlich was das private Eigentum angeht.

Von den Pinien- und Eichen-Wäldern gelangen wir schliesslich wie zu Beginn unserer Reise in New Mexiko zurück zu den Salzbüschen und Kakteen. In Oceanside am Pazifik besuchen wir unsere Freunde die wir von Kolumbien her kennen und dürfen ihre grossartige Gastfreundschaft in Anspruch nehmen.

Total bis jetzt geradelte Kilometer in USA und Kanada: 9'786km und 100'395 Höhenmeter