Reisebericht 58   USA 1, 1.5. - 16.5.2014

El Paso - Columbus - Silver City - Pie Town - Grants, 759 km, 6713 Hm

Der Besuch bei unseren japanischen Freunden in New York war wunderbar, ebenso das flanieren auf dem neu eröffneten Line Walk, einer ehemaligen Eisenbahnlinie durch Manhatten. Am Flughafen in El Paso werden wir von Mike, einem Warmshower Gastgeber, abgeholt und gleich zu einem Konzert gefahren. Am nächsten Tag sind wir beschäftigt mit Velo zusammen bauen und einkaufen. Doch endlich sitzen wir im Sattel. Der erste Tag durch die Chihuahuan Wüste, immer auf Asphalt und gerade aus, glücklicherweise mit Rückenwind; so schaffen wir die 113 km bis Columbus, obwohl der Allerwerteste und die Muskeln erst wieder eingefahren werden müssen. Die erste Ueberquerung des Great Divide ist noch kaum mehr als ein unmerklich kleiner Anstieg. Von Hachita weg beginnen dann die Naturstrassen mit allem was man sich vorstellen kann, von schönem einfach zu fahrendem Weg bis tiefem Sand und Schotter, groben Steinen und Waschbrett. Doch was fantastisch ist, ist diese unendliche Weite. Kakteen-Landschaft, Wachholder-Büsche, teilweise Pinien-Bäume wechseln sich ab mit Prärie die in goldgelber Farbe leuchtet da alles extrem trocken ist. Damit ist auch schon das grösste Problem der Tour angesprochen. Wasser. Es ist schwierig herauszufinden, wo Wasser erhältlich ist und wo - durch die extreme Trockenheit verursacht - die Quelle oder der Bach versiegt ist. So schleppt man, nebst Essen für einige Tage, eben auch mehr Wasser mit als einem lieb. Das Maximum war 19 Liter. Traumhaft ist auch das Zelten in diesen sehr einsamen Gegenden, kein Licht, kein Laut, keine Menschen. Doch Tiere sehen wir oft, Antilopen, Adler, Hirsche, Chipmunks, Eichhörnchen und vorwitzige Murmeltiere.

Die Leute hier sind sehr freundlich und hilfsbereit und auf der Strasse sehr rücksichtsvoll. Allerdings irritiert uns, dass die meisten Männer hier eine "Gun" dabei haben und Munition auch im Warenhaus zu kaufen ist. Sie hingegen können sich nicht vorstellen, dass wir ohne Waffe unterwegs seien. Ebenso unlogisch ist für uns, dass die Motorradfahrer kein Helm-Obligatorium haben, jedoch die Radfahrer!

Speziell zu erwähnen ist noch Pie Town, eine Ansammlung von ein paar Häusern, 2 Restaurants und dem legendären Toaster House. Dieses Haus wird von einer Frau den Hikern und Bikern zur Verfügung gestellt um dort zu übernachten, zu kochen, gemütlich beisammen sitzen zu können und sie kauft sogar Lebensmittel damit die Wanderer und Velofahrer sich verpflegen können. Es hat auf dem Great Divide viel mehr Wanderer als Velofahrer. Diese benötigen für die ganze Strecke etwa 5-6 Monate, und wenn wir die Füsse voller Blasen von ihnen anschauen, so sind wir sehr froh, mit dem Velo unterwegs zu sein.