Reisebericht 55- Indien 1 Hochs (Berge) und Tiefs (Gesundheit)

Delhi - Kalka (Zug) - Kalka - Shimla (Velo) - Shimla - Manali (Bus) - Manali - Rohtang Pass (3078m) - Baralacha La (4890m) - Nakeela (4740m) - Lachung La (5065) - Moore Ebene (4600m) - Taglang La (5320m) im Auto

Mit Sicht auf einen Gonkhang (Buddhistischer Tempel zur Aufbewahrung zorniger Schutzgottheiten) und frisch verschneitem Gebirge auf der einen Seite und dem Potala (Lhasa Tibet) nachempfundenen Koenigspalast auf der anderen Seite, schreibe ich diese Zeilen. Wir sind also in Leh, Ladakh eingetroffen.

Dehli empfing uns waehrend des Monsuns und obwohl dies nicht der erste Besuch in Indiens Hauptstadt war, waren die Eindruecke ueberwaeltigend. Chaos, Laerm, Menschenmassen, Dreck, Gehupe, Gerueche aller Art, Kuehe mitten auf der Strasse, intensive Farben - unvorstellbar und auch schockierend. Und dann wurden wir noch von ungeliebten Kaeferchen heimgesucht und taten uns schwer diese wieder los zu werden. Dieses Mal konnten wir Indien keine grosse Begeisterung abgewinnen.

Mit dem Zug Richtung Norden bis Kalka war ein guter Entscheid, ein schlechter dagegen, durch extrem dichten Verkehr der uns in schwarze Abgaswolken einhuellte in einem feucht heissen Klima mit vielen agressiven Affen, die Strasse hoch zum 2000m hoch gelegenen kuehleren Shimla zu radeln. Es gaebe eine interessante sehr alte Schmalspurbahn, waere eine viel kluegere Variante.

Die geplante Route uebers Spiti Tal laesst sich wegen durch Erdrutsche weggerissenen Strassen nicht realisieren. Und da die Gesundheit zu wuenschen uebrig laesst, verladen wir die Velos und per Bus gehts bis Manali. Dann endlich wieder auf den Velosattel zum beruehmt beruechtigten Rohtang Pass, die Wetterscheide im zentralen Himalaya; hier regnen sich die Monsun Wolken des indischen Subkontinent zum grossen Teil ab. Die erste Nacht zelten wir auf halber Strecke zusammen mit unzaehligen Moenchen welche Kraeuter sammeln fuer Medizin. Nachts schuettets, leider, denn dies verheisst fuer uns unvorstellbare Schlammpassagen, sodass wir gezwungen sind die Bremsen auszuhaengen damit die Raeder ueberhaupt noch drehen koennen. Auf dem Pass scheint dann aber sogar die Sonne und mit Tee gestaerkt koennen wir den brutalen Abstieg in Angriff nehmen.

Gemuetlich - um die gute Akklimatisation bemueht und unseren 42. Hochzeitstag so richtig geniessen zu koennen - geht das Radeln weiter durch landschaftlich reizvolle Taeler mit schroffen Bergen und Haengegletschern, in kleinen Teilstuecken von etwa 30 km pro Tag. Der naechste Pass, der Baralancha La mit seinen 4890m wurde fuer uns zu einer Herausforderung; die Luft duenn und Pius mit starkem Husten. Doch dann war uns das Glueck holt. Beim Aufstieg auf halber Hoehe wurden wir von einem indischen Velofahrer, Vilay, eingeholt. Als sein Kollege Tadda lange Zeit spaeter eintraf war klar, dass dieser unter der Hoehenkrankheit litt. Die beiden hatten aber gluecklicherweise ein Begleitfahrzeug dabei und anerboten sich, ebenfalls unser Gepaeck zu transportieren. Zu dritt, Vilay und wir beide, schafften wir den Pass muehelos und uebernachteten in einem "Zimmer" (Pritsche in Blechbaracke) auf 4250m. Am naechsten Tag radelten wir wieder zusammen die Gata Kurven, dann ueber den Nakeela Pass (4740m) wo wir Ibex und eine Art Gemsen beobachten konnten, danach runter in ein Tal um auf der Gegenseite noch den Lachung La (5030m) zu erklimmen. Das Anstrengendste war jedoch die endlose, fast alles abwaerts fuehrende Schotterpiste bis runter auf 4200m in Pang. Grossartige Felsformationen und Berge waeren zu bewundern gewesen, haetten uns nicht alle Knochen und Muskeln geschmerzt von dem Geruettel. Wie bedauerten wir es dass unsere Velos keine Stossdaempfer haben. Der naechste Tag brachte uns vom Tal in einigen Kehren hinauf zur Moore Ebene (4650m), dort etwa 40 km topfebene geteerte Strasse bis zum Fusse des letzten Passes vor Leh. Hier bekam Pius nebst seinem starken Husten noch Fieber. So wurde das Auto von Tadda und Vilay umgeraeumt damit auch wir und unsere Velos Platz hatten. Vilay konnte als Einziger den Taglang La Pass (5320m) meistern, den ganzen Aufstieg auf grobem Schotter, dafuer die Abfahrt geteert, total 125 km bis Leh.

Zusammen stiegen wir in Leh im erstbesten Guesthouse ab - was fuer ein Loch! Aber niemand brachte die Kraft auf noch was anderes zu suchen. Am naechsten Tag wechselten wir in ein angenehmes Zimmer und suchten einen Arzt auf (allein dies gaebe eine eigene Geschichte). Pius hat sich eine starke Bronchitis eingehandelt und der Arzt verordnete ihm mindestens 2 Wochen ohne koerperliche Anstrengung. Dafuer werden wir in den Genuss des Ladakh Festivals mit Musik, Maskentaenzen und Polospielen kommen. Ob wir in der Lage sein werden nach Srinagar zu radeln wird sich erst zur gegebenen Zeit weisen.

PS: Fuer Marvin (Vals), bis jetzt KEINE Strassen gefunden die sich fuers Longboard eignen wuerden.