Reisebericht Indien und Sikkim Nr. 52, 23.2. - 3.5.2012

Kovalam - Kumily - Kodaikanal - Madurai - Thanjavur - Mamallapuram - Orissa - Puri - Kalkutta - Darjeeling - Sikkim - Delhi

Gut dass die Reise Richtung Norden fuehrt, denn es wird jeden Tag heisser. Ist es fruehmorgens noch um die 30 Grad, klettert das Thermometer mittags auf ueber 40. Doch was jammern wir ueber 40 Grad, die Einheimischen sagen uns, dass es 2 Monate spaeter bis zu 58 Grad heiss werde! So suchen wir die Route uebers Gebirge um der Hitze zu entfliehen. Super Abfahrten bringen uns allzubald wieder ins heiss Tiefland. In Madurai besuchen wir den beruehmten Temel Meenakshi, mit seinen 12 riesigen Tempeltuermen (Goparams), welche mit tausenden von farbig bemalten Skulpturen von Goettern, Daemonen und Fabelwesen versehen ist. Landschaftlich ist es abwechslungsreich, alles von beinahe Wueste ueber Sumpfgebiete, Reis- und Maisanbau, Erdnuesschen, Zuckerrohr, Cajounuss-Baeumen Urwald und Eucalyptuswaeldern.

Immer wieder findet sich abends auch ein ruhiges Plaetzchen um das Zelt aufzustellen.
Campieren lieben wir, denn im Hotelzimmer surrt der Fan, muessen Moskitos gejagt werden oder manchmal auch andere Tierchen. Die voellige Ungestoertheit ueberrascht uns, denn wenn wir sonst z.b. bei einer Pause anhalten, so umringen uns sofort viele Leute. Sie sind sehr neugierig und wollen alles moegliche wissen. Oft sind wir die Sensation schlechthin und bringen den Verkehr zum erliegen. Eher muesam sind die Paparazzis die uns im gastfreundlichen Adrah Pradesh ueberall auflauern. In freier Natur gibt es nichts schoeneres als zuzuschauen wie die Sonne blutort hinter den Bueschen versinkt und dann der Vollmond die Landschaft in silbriges Licht taucht.

Immer wieder besuchen wir entlang des Weges Tempel und sehen uns die Rituale an welche vollzogen werden. Faszinierend sind v.a. die rituellen Waschungen der Goetter und deren Schmueckung mit Blumen.

Mamallapuram bietet aus Monolithen gehauene Tempel sowie wunderbare Reliefs mit Szenen aus der hinduistischen Mythologie und einer Elefantenfamilie.

Im Staate Orissa gibts Erlebnisse ganz anderer Natur. Nach Ueberquerung des Grenzflusses auf einem kleinen Boot, schieben wir die Raeder hoch ins Dorf. Wir wollen uns beeilen um einen Zeltplatz zu finden da es bereits eindunkelt. Doch die Polizei pfeift uns zurueck. Keinesfalls wuerden sie uns campen lassen. Die Furcht vor den Maoisten ist allgegenwaertig, da diese gerade Italiener als Geiseln genommen haben in dieser Gegend. So verbringen wir die Nacht in ihrem "Guesthouse". Mit dem Bus gehts am naechsten Morgen bis in die naechste Stadt - 11 Stunden fuer 200 km. Durch huegelige Gegenden mit Nadelwaeldern radeln wir weiter. Doch dann kommt eine Strassenblockade - hier haben die Maoisten einen aus dem naechsten Dorf stammenden einheimischen Politiker als Geisel genommen - und so muessen wir ein Stueck zurueck um zur Hauptstrasse zu gelangen. Der Staat Orissa gehoert zu den aermsten in Indien. Die Doerfer muten an wie europaeisches Mittelalter - kein fliessend Wasser, keine Toiletten - sondern die Notdurft wird entlang des Weges oder auf dem Feld verrichtet. In der Zeitung lesen wir dann, dass zwar 40% der Bevoelkerung ueber ein Telefon verfuegen aber nur 22% haben eine Latrine zur Verfuegung.

Mit einem Luxusschnellzug fahren wir die letzten 500km nach Kalkutta. Hier ueber die staendig verstopfte 8-spurige Howrath Bruecke zu radeln ist ein Erlebnis, dann durch das Chaos der ueberbevoelkerten Stadt ist nochmals eine Steigerung.

Ruth und Roebi treffen ein. Die Akklimatisation fuer die beiden ist kurz und das Staunen ueber den Verkehr, die Massen auf den Strassen, Mini-Kiosks in welchem der Besitzer mitten in den Waren sitzt, Ess-Staende ueberall, Dreck, verfallene Haeuser und Leute die auf der Strasse schlafen. Die Zugstickets sind seit 2 Monaten gebucht, denn die Zuege sind immer Wochen im voraus ausgebucht. So reisen wir im Schlafwagen 2. Klasse - unsere Velos nach laenger dauerndem adimistrativen Aufwand im Gepaeckteil (dieser Beamte wird NIE einen Herzinfarkt erleiden)- ins noerdliche Siliguri. Die Kosten fuer das Bahnbillet sind erschwinglich. Fuer die 8.5 stuendige Zugfahrt im Schlafwagen zahlt man 220 Rupien (Fr. 4.40) pro Person.

Von hier gehts fuer 2 Tage bergan nach dem auf 2100m gelegenen Darjeeling, bekannt durch die endlosen Teeplantagen. Nach Sikkim gibts eine 1700 Hoehenmeter lange Abfahrt durch bezaubernde Landschaften, ueber enge und steilste Straesschen. Oft schauen wir den Teepflueckerinnen bei ihrer Arbeit zu. Wunderschoene Kloester, bewaldete Haenge, gigantische Bergwaende, klare Gebirgsbaeche und Wasserfalle, terassierte Felder und freundliche lachende Menschen machen das Radfahren in Sikkim zu einem Vergnuegen. Jedoch nur fuer die Leute die gerne Berge fahren. Die Strassen fuehren vom Tal auf den Berg, dann wieder runter ins naechste Tal usw, sodass auch bei kurzen Tagesetappen mit mindestens 1000 Hoehenmetern gerechnet werden muss, bei oft schlechten Strassen. In der kurzen Zeit die wir mit Ruth und Roebi teilen durften, radelten wir nur 500km aber 11'000 Hoehenmeter.
Von Kalkutta fliegen wir nach Delhi, um weiter nach Portugal zu fliegen. Es ist Zeit Indien zu verlassen und wir freuen uns auf Europa und auf ein baldiges Wiedersehen mit unseren Freunden und Familie.

Versammlung am Fluss

Meenakshi Tempel Madurai

Chinesischer Radfahrer Kollege

Dosas zum Fruehstueck

Ueberfahrt nach Orissa

Indisches Restaurant

mit Ruth und Roebi nach Darjeeling

Kloster in Tashiding