Reisebericht Nr. 42, Kolumbien 1. Teil, 3.11. - 1.12.2010

Leticia - Bogota - Neiva - San Agustin - Popayan

Voellig durchnaesst durch den Regenguss und die ueberschwemmten Strassen erreichen wir den Flughafen und muessen dort, nachdem wir das Wasser aus den Schuhen gekippt habe, die Velos verpacken. Der Flug von Leticia nach Bogota ist beeindruckend. Endloser dichter Urwald, durchzogen von braunen Fluessen, ganz selten sind Siedlungen zu sehen.

In der 7.5 Mio Hauptstadt Kolumbiens, Bogota, koennen wir bei den Langzeit Radlern Angelica und Claudio wohnen, es ist wie zu Hause zu sein. Nach der lang ersehnten Ankunft Tanjas, besuchen wir das fantastische Goldmuseum und bewundern wunderbare Ausstellungsstuecke der meisten vor-Spanischen Kulturen. Das Zentrum von Bogota ist ein Paradies fuer Radfahrer, vor allem Sonntags wenn 150 km Strasse fuer den Verkehr gesperrt sind und tausende von Leuten jeglichen Alters mit den Velos diese Fahrradwege bevoelkern. Auch wir benutzen diesen guenstigen Moment und radeln Sonntags los. Schnell liegt Bogota hinter uns und dem niederprasselndem Regenguss entgehen wir, da Pius genau zu diesem Zeiptpunkt unter einem Dach den Plattfuss von Tanjas Rad flickt. Lange, schoene Abfahrten durch eine Landschaft mit vielen Huegelzuegen sind ein Genuss. Die Vegetation veraendert sich zusehends, es wechselt von ueppigem gruen mit Reis- und Zuckerrohr-Feldern und Mangoplantagen zu trockenem Klima mit Kakteen, u.a. der beruehmten Schwiegermutter-Stuhl-Kaktee mit delikaten, schotenartigen Fruechten. Nach der Ueberquerung des Magdalena Flusses wird es wieder gruen. Tabakfelder und viele Kaffeeplantagen welche oft an steilen Haengen angelegt sind, herrschen hier vor.

In San Agustin duerfen wir wieder bei Langzeit Radlern wohnen, naemlich bei Paola und Igel. Sie empfangen uns mit offenen Armen, obwohl sie dieses Jahr bereits 97 Velofahrer beherbergten! Die beiden wohnen ganz toll oberhalb des Dorfes auf ihrer Finca, zusammen mit 3 Hunden. Mit zweien davon planen sie wieder eine Radtour zu unternehmen. Bei Igel und Paola fuehlten wir uns rundum wohl, liessen uns mit selbstgebackenem (hmmm, soo schackhaft) richtig verwoehnen, bucken zusammen Pizza im von Igel selbstgebautem Pizzaofen, auf einem Blech eingebaut in eine Velofelge. Der Archaeologische Park mit seinen unzaehligen Skulpturen und Grabhuegeln, das Wandern zu den in Fels gehauenen Reliefs sowie der Ausblick auf die Schlucht des Rio Magdalena sind eindruecklich.

Die Weiterfarht ueber den Pass nach Coconuco und Popayan ist verregnnet und die Strasse aus Steinen und Schlamm macht den Weg muehsam. Verschlammt von oben bis unten, ebenso Taschen und Velos, sind wir dann froh, abends eine warme Dusche nehmen zu koennen. Als am naechsten Morgen die Sonne scheint, die Velos und Taschen wieder gesaeubert sind, ist das Radeln der verbliebenen Kilometers nach Popayan ein Genuss. Im Haus von Maria Cecilia und Hansruedi Auer (wohnten frueher in Effretikon) finden wir herzliche Aufnnahme. Von Hansruedi lernen wir viel ueber Kaffee, von der Pflanzung bis zur Roestung und dem Export. Mit Maria Cecilia als hervorragende Reiseleiterin besuchen wir die schoene, nach dem Erdbeben von 1983 wieder aufgebaute Innenstadt mit den weiss getuenchten Kolonialbauten, Kirchen und Innenhoefen und erfahren vieles ueber Kultur und Traditionen. Ebenfalls interessant ist der Besuch am Markttag im Hochtal gelegenen Silvia. Die indigene Bevoelkerung - die Guambianos Indianer - kommen aus den umliegenden Doerfern hieher um ihre Waren, Fruechte und Gemuese, zu verkaufen. Maenner wie Frauen tragen ihre traditionelle blau-rote Kleidung.

Der Urlaub von Tanja geht schon dem Ende entgegenn und so fahren wir in 15 Stunden mit dem Bus zurueck nach Bogota. Zipiquira, 1 Std. Busfahrt noerdlich von Bogota ist beruehmt durch die unterirdische Salzkathedrale, angelegt in einer alten Salzmine mit unglaublichen Dimensionen. Die Minen wurden schon vor der Zeit der Spanier ausgebeutet, und die neu angelegten danebenliegenden Minen mit einem Salzanteil des Steins vonn 85% werden noch lange bewirtschaftet werden koennen.

Der Abschied von Tanja faellt schwer - das Radeln mit ihr war genussvoll jedoch keineswegs langsamer! Der Gedanke und die Hoffnung, unsere Toechter naechstes Jahr wieder irgendwo treffen zu duerfen, troestet uns.

Nochmals 15 Stunden Busfahrt zurueck nach Popayan zu Maria und Hansruedi, um wieder verwoehnt zu werden mit Gastfreudschaft, gutem Essen und exzellentem Dezale-Kaffee. Weiter mit dem Bus bis zur equatorianischen Grenze um dann innert 4 Tagen ueber tolle Paesse nach Quito zu radeln.


Bogota

Start mit Tanja

Rio Magdalena

Strasse nach Popayan

Mark in Silvia mit Gambiano Indios