Reisebericht Nr. 41, Brasilien 2. Teil, 26.9. - 2.11.2010 Barreirinhas bis Tabatinga

Barreirinhas - Sao Luis - Belem - Manaus - Tabatinga/Leticia

Noch einige abenteuerliche Stecken entlang von wunderschoenen Straenden und ueber Naturstrassen, bevor wir uns mit einem 4-Rad-Truck ueber tiefe Sandstrassen zum Ausgangspunkt fahren lassen fuer eine Tour zum Nationalpark Lencois. Die weissen, bis zu 40 m hohen Sandduenen, zwischen welchen sich das Regenwaser sammelt und kristallklare Seen bildet, sind ein prachtvoller Anblick, obwohl zum Zeitpunkt des Besuchs ein tiefer Wasserstand herrscht da die Regenzeit erst im November beginnt.

Danach geht die Reise meist durch Buschland weiter, hie und da Caju-Plantagen, ein friedliches und genussvolles Radfahren. Dies endet abrupt beim Erreichen der Hauptstrasse BR135. Nur 55km trennen uns von der Stadt Sao Luis, doch diese sind die Hoelle. Extremer Verkehr mit vielen Lastwagen, schlechte Strasse mit miserablem oder gar keinem Seitenstreifen, heisse Temperaturen und dazu noch Gegenwind. Als dann noch ein PW in rasanter Fahrt Pius's Radtaschen streift, ist es Zeit das Zelt aufzuschlagen. Samstag nachmittags ist immer unguenstig sich auf der Strasse aufzuhalten, da dann bereits Feste gefeiert werden und Alkohol mit im Spiel ist.

Die Stadt Sao Luis ist eigentlich ein Weltkulturerbe, doch scheint die Behoerde nicht viel in Renovationen zu investieren. Die Kolonialhaeuser mit ihren gefliesten Fassaden sind meist am Zerfallen und machen auf uns einen eher traurigen Eindruck.

Je naeher wir dem Aequator kommen, desto feuchter und heisser wird es. Schweiss rinnt in Augen, Nase und Ohren, und so sind wir froh, nach 5300 km strampeln durch das abwechslungsreiche Brasilien, in Belem am Amazonas einzutreffen. Die letzte Nacht vor der Stadt zelten wir an einer Tankstelle, zusammen mit etwa 30 Frauen welche ihre Maenner am Sonntag im gegenueberliegenden Knast besuchen wollen. Eine doch etwas spezielle Erfahrung.

In der Stadt Belem findet gerade der Cirio statt, das groesste religioese Fest Brasiliens. In dieser Prozession folgen ca. 2 Mio Leute der Saenfte mit der Marienstatue welche durch die Stadt getragen wird. Ein Durchkommen ist schwierig, doch endlich stehen wir das erste Mal in unserem Leben am gewaltigen Amazonas, dem Fluss, welcher 17% des Suesswassers der Welt fuehrt. Diese unvorstellbaren Dimensionen werden uns erst richtig bewusst, als wir auf Booten den Fluss hochfahren. 1100 Fluesse speisen den Amazonas, welcher eine Laenge von 6275km aufweist.

Manaus, waehrend des Gummibooms Ende des 19. Jhs, ein bluehende Stadt, bietet noch einige Ueberbleibsel aus jener Zeit, allem voran das prunkvolle Teatro Amazonas. Interessant ist auch der Hafen welcher sogar von Hochseeschiffen angelaufen werden kann, mit seinen schwimmenden Kais und Docks. Da der Wasserstand zwischen Regen- und Trockenzeit bis zu 15 m schwankt, ist dies eine geniale Erfindung.

Haengematte an Haengematte, aufgespannt auf engstem Raum an Deck der typischen mehrstoeckigen Amazonasboote, wird gereist und geschlafen. Tagsueber - insgesamt 14 Tage von Belem bis Tabatinga - sitzen wir meist auf dem Oberdeck und lassen den Dschungel, hie und da eine Siedlung oder einzelne Huetten an uns vorbeiziehen, staunen immer wieder ueber die enormen Wassermassen, die zahlreichen Fluesse und die Breite des Amazonas selbst (unvorstellbar wie es aussehen muss waehrend der Regenzeit, denn nun ist es Ende der Trockenzeit und der Wasserstand einer der tiefsten). Oft koennen Flussdelfine - sogar rosarote - beobachtet werden. Und erfreuen koennen wir uns auch ueber die vielen spektakulaeren Sonnenuntergaenge.