Reisebericht Nr. 38 - Chile, Argentinien vom 16.2. - 14.6.2010

Puerto Montt - Frutillar - Entre Lagos - Paso Cardenal (Grenze Chile - Argentinien) - Bariloche - Junin de los Andes - Zapala - Malargüe - Cañon del Atuel - San Luis - Tariche - Merlo - Rosario - Buenos Aires

Nach der Schiffahrt von Pto. Natales nach Pto. Montt - auf welcher sich das patagonische Wetter treu blieb; einen Tag mit unglaublichen Aussichten auf eisgekroente, blinkende Berge, Inseln, Fjorde und dem Amalia Gletscher, der naechste Tag bedeckt und kalt, dafuer bot sich uns ein unvergessliches Schauspiel mit hunderten von springenden Delphinen und sogar einige Killerwale spritzten ihre Fontaenen, der dritte Tag regnerisch und trueb, sodass bei Deckbesuch trotz Robben und Seeloewen schnell wieder ins Trockene geflohen wurde - radelten wir noch eine Weile zu Dritt. Auf und ab, Aussicht auf den verschneiten Osorno (einen richtigen Bilderbuch-Vulkan), Landwirtschaftsland mit stattlichen Bauernhoefen, Waelder bis zur Passhoehe Cardenal, dann schroffe bewaldete Berge mit klaren Bergbaechen. Tolle Abfahrten zu den Seen. In Bariloche verabschiedete sich Pius's Neffe Andreas, schade dass die gemeinsame Zeit schon vorbei war, denn es ist ein Vergnuegen solch toller Begleitung zu reisen.

Die 7-Lagos Route ist wunderschoen. Der groesste Spass machte uns in Argentinien das Campieren in der Wildnis. Obwohl alles eingezaeunt ist findet sich immer ein schoenes Plaetzchen (denn Zaeune koennen ueberklettert werden) und der Sternenhimmel ohne kuenstlichen Lichteinfluss ist einfach traumhaft.

Bis Rosario wechselt die Landschaft von sanften Huegeln mit Tafelbergen, Pampa, Wueste mit Dornengestruepp, mit dem farbenfrohen Cañon del Atuel mit speziellen Felsformationen, Reben- und Oliven-Anbau-Gebiet, ueber Feuchtgebiete mit tausenden von Wasservoegeln und dann nochmals einer Strecke von 230km totaler Einsamkeit durch karge Landschaft (mit getankten 20 Liter Wasservorrat). Und hier sehen wir einen richtigen Puma. Wir trauen unseren Augen kaum, radeln nochmals zurueck - ja, da ist das Prachtstier! Beeindruckend seine starken Pranken. Nur schade, dass die Geier schon einen Teil seines Bauches gefressen hatten.

Vom Flachland, von Tariche aus, gehts ein schoenes Paesschen hoch. Farbige Felsformationen, das intensive Gruen sowie das Pampasgras machen diese Strecke zu einem Hochgenuss. Beschwingt radeln wir am Schild "Carretera cortada = Strasse geschlossen) vorbei und denken uns, "ah was", mit dem Velo kommt man ueberall durch. Verdutzt stehen wir dann vor einem Fluss. Der im Bau befindlichen Bruecke fehlt auf "unserer" Seite noch ein ganzes Stueck. Was nun? Die Arbeiter grinsen. Doch dann haben sie Erbarmen mit uns und deuten an die Seite der Bruecke unten am Fluss. Von dort ziehen sie mit einem dicken Draht unsere Velos und das Gepaeck auf den bereits erstellten Brueckenteil. Ein offeriertes Trinkgeld wird abgelehnt von den liebenswuerdigen Arbeitern. Wir fragen uns, wie die Geschichte in der Schweiz ausgegangen waere. Ueberhaupt sind die Argentinier sehr freundlich, hilfsbereit und interessiert. So geben wir einige Interviews fuer Lokal-Zeitungen und -Fernsehen.

Immer wieder treffen wir auch andere Langzeit Velofahrer. So den Schweizer Lukas, er ist mit Militaervelo mit einem unglaublichen Gesamtgewicht von 80kg unterwegs (www.cycling4children.ch), oder Christoph aus Deutschland welcher alleine durch viele Kontinente radelt, die beiden franzoesischen Lehrer welche fuer einige Monate mit dem Tandem in Suedamerika unterwegs sind (http://tandemandin.blogspot.com) und Anna und Peter aus Deutschland (www.worldbybike.de); es bereitete grosses Vergnuegen mit ihnen zusammen ein paar Tage zu radeln.

Und dann bot uns Paul Berni (ein Valser der in Rosario mit seiner Frau und Toechtern beheimatet ist) die Moeglichkeit, eine familieneigene Farm mit Soja- und Mais-Produktion und Rinder-Mastbetrieb und einen Zuchtbetrieb anzusehen. Fuer uns hochinteressant. Denn es ist ganz was anderes, die Felder von der Strasse aus zu betrachten, als direkt bei der Ernte zusehen zu koennen, zu hoeren wie der Anbau geplant, das Wachstum ueberwacht wird und Ernte und Verkauf organisiert werden muss. Beeindruckt hat uns auch die Arbeit der Gauchos beim Aussortieren der Rinder welche genuegend Gewicht haben fuer den Schlachthof. Harte Arbeit auf dem Ruecken der Pferde, ausgefuehrt in . vollendeter Eleganz und Sicherheit. Die Zeit die Paul mit uns verbrachte genossen wir ausserordentlich. Dazu besorgte er uns noch Unterkunft in Rosario und verfrachtete uns mitsamt Velos mitternachts in den Zug nach Buenos Aires. Unvergesslich.

Die 2-monatige Sesshaftigkeit in der Hauptstadt Argentiniens, im Stadtteil La Boca, ist der Erholung, Sprachschule, Reiseplanung, dem Sightseeing und erfreulichem Besuch von Nichte Irene gewidmet sowie der Verlaengerung der Visa - eine teure und zeitraubende Angelegenheit die einen Einblick gibt in die unglaubliche Buerokratie dieses Landes. Aber Argentinien hat uns fasziniert, vor allem die Farbenvielfalt entlang der Anden, die Felsformationen, die endlosen Weiten der Pampas und die Freundlichkeit der Leute nebst vielen kleinen und doch gewichtigen Begebenheiten. Ein Land in welches wir gerne wieder zurueckkehren moechten.

unterwegs auf Ruta 40

Cañon del Atuel

Vogelspinne, unser netter Zelt-Nachbar

Treffen mit Paul Berni

La Boca

modernen Buenos Aires