Reisebericht Nr. 35 Zwischenbericht aus Bolivien vom 22.9. - 27.10.2009

Der Regierungssitz Boliviens, die Stadt La Paz, liegt absolut genial zwischen Felsen eingezwaengt und ist an steile Abhaenge gebaut. Eine unglaubliche Ansicht fuer jedermann der hier vom Altiplano her einfaehrt. Fuer einmal haben die armen Leute die bessere Aussicht, denn diese wohnen an der hoechsten Lage der Stadt. Vom 4000 Meter hoch gelegenen Hochplateau schlaengelt sich die Strasse 400 Hoehenmeter runter ins Stadtzentrum, und viele Teile der Stadt liegen noch viel tiefer in diesem Talkessel.
Unsere Anfahrt war nicht ganz so wie wir uns dies vorgestellt haben. Die letzten 100 km - entlang des wunderschoenen Titicacasees mit Aussicht auf die tollen Berge - mussten wir auf den Bus umsteigen. Der Ischiasnerv von Pius schmerzte ihn dermassen stark, dass nicht mehr an ein Velofahren zu denken war. Seit ueber einem Monat halten wir uns nun in La Paz auf. Ich (Margrit) geniesse diese mit Leben erfuellte wunderbare Stadt mit seinen Maerkten und dem Coca-Museum, waehrend Pius erfolglose medizinische Behandlungen und Therapien ueber sich ergehen lassen musste. Da Pius eben noch unmoeglich Radfahren konnte, habe ich mit einem anderen Schweizer Radler-Paar die sogenannte Todesstrasse unter die Raeder genommen. Eine wirklich eindrueckliche Abfahrt, fuer 3000 Hoehenmeter von einem 4600 Meter hohen Pass hinunter in die Tropen, auf schmalster Naturstrasse und an steilsten Abgruenden vorbei die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen. Ein ganz unvergessliches Erlebnis. Die Rueckfahrt im Bus, welcher gerade mal so knapp Platz hat auf dem Straesschen, war fuer uns jedoch nervenaufreibender. Da ein Erdrutsch die fuer den Autoverkehr neu erbaute Strasse verschuettet hatte, musste auf die alte schmale Naturstrasse, auch die gefaehrlichste Strasse der Welt genannt, ausgewichen werden. Die vielen Kreuze am Wegesrand sprechen eine Sprache fuer sich. Oder wie Adi es ausdrueckte: waehrend Pius Hoellenqualen leiden muss erlebe ich eine Hoellenfahrt.

Sehr flexibel haben unsere Freunde Adi und Ines aus Vals reagiert. Das vereinbarte Treffen im Norden von Chile haette zeitlich nicht mehr hingehauen, und so besuchten sie uns kurzerhand hier in La Paz. Was fuer eine Freude die beiden zu sehen! Zusammen durften wir eine wunderbare Woche verbringen. Der Besuch der Stadt sowie des Titicacasees und der Sonneninsel war ein tolles gemeinsames Erlebnis, obwohl unsere Maenner leiden mussten. Pius konnte uns nicht begleiten und Adi hatte waehrend der Busfahrt und abends in Copacabana im Hotelzimmer liegend mit den Symptomen der Hoehenkrankheit schwer zu kaempfen. Der Abschied von Adi und Ines kam allzubald und nun sind sie - nicht ohne ebenfalls die Todesstrasse mit dem Velo gefahren zu sein - weitergezogen, Richtung Salar von Uyuni, zum weltweit groessten Salzsee im Suedwesten Boliviens. Und genau dorthin moechten wir in einer Woche radeln. Wir hoffen also, dass die chinesische Behandlung Pius von seinen Ischiasnerv-Schmerzen befreien kann und wir nach der langen Zwangspause wieder auf die Raeder steigen koennen. Drueckt uns die Daumen.