Reisebericht 17, Tadschikistan 20.7. - 23.8.2008

Penjikent - Anzob - Dushanbe - Kalaikum - Korog - Ishkashim - Langar - Murgab - Karakul - Sary Tash

Visa, Registration, Bewilligungen - die Buerokratie in Tadschikistan kennt fast keine Grenzen und macht unser Leben nicht gerade einfach. Aber nach all der Muehe koennen wir endlich losradeln. Schon der Anzob Pass Richtung Hauptstadt Dushanbe kuendigte an, dass die Radreise durch Tadschikistan nicht einfach werden wuerde. Die Strasse ist fuer Autos nicht mehr befahrbar, und so sind wir Fahrradfahrer unter uns. Zusammen mit dem Schweizer Philippe und dem Slowenen Simon bewaeltigen wir die 2000 Hoehenmeter ueber den Pass von 3300 Metern auf einer rauhen Piste anstatt durch ein Tunnel mit huefttiefem Wasser zu fahren. Die Leute sind freundlich, die Kinder rennen oft froehlich lachend ein kleines Stueck mit, und alle rufen uns ein Straswuetie oder Hello zu. In der Hauptstadt versuchen wir nochmals ein China Visa zu erhalten. Erfolglos.

Dushanbe lassen wir hinter uns und haben mit Temperaturen bis zu 48 Grad zu kaempfen, da kommt uns ein kuehles Bier am Abend - als wir an einem Fluss campieren zusammen mit den beiden Schweizern Tobias und Dani - sehr gelegen. Der 1. August verbringen wir, unter einem makellosen Sternenhimmel zusammen mit Simon, fahnenschwingend. Der 3300 Meter hohe Khaburot Pass ist - wie die meisten Strassen in Tadschikistan - nicht gerade fuer Tourenvelos gebaut. Auf der Abfahrt erwischt Pius einen ganz scharfen Stein und der Velopneu ist aufgeschlitzt. Nach 20'000 Kilometer wird der Schwalbe Marathon XR Pneu nun also ersetzt (unglaublich wieviele Kilometer mit einem Pneu auf oft sehr schlechten Strassen gefahren werden kann).

Entlang des Flusses Pyanj, welcher Afghanistan und Tadschikistan auf langer Distanz trennt, fahren wir durch schoene Taeler. Auf der gegenueberliegenden Seite des Flusses liegen huebsche Doerfer. Dort befindet sich keine Strasse, sondern nur schmale Pfade auf denen noch mit Eseln gesaeumt wird. Das Lied eines Floetenspielers toent zu uns herueber. Die Leute dreschen und trennen das Korn von der Spreu, ein Leben wie bei uns vor 100 Jahren.

Nachts jagt uns eine Militaerkontrolle Angst ein. Bereits im Zelt verkrochen vernehmen wir eine Stimme. Wir glauben es mit einem betrunkenen Hirten zu tun zu haben. Als dann aber ein Maschinengewehr entsichert wird, reagiert Simon sofort und ruft, dass wir nur Velo-Touristen seien und hier campieren wuerden. Phuuh.

Der Entschluss ist gefasst. Wir wollen durch das suedlich gelegene Wakham Tal, entlang der Afganischen Grenze radeln, um den wilden Hindukusch zu sehen. Leider ist dann die Sicht nicht gut, und wir sehen die Berge nur schemenhaft. Dafuer ist die Strasse fuer einige hundert Kilometer so schlecht, dass wir oft schimpfen und uns auch nicht mehr so richtig freuen koennen ueber die Natur. Ein Spruch von Tobias sei hier erwaehnt: "mit velofahren hat dies hier nichts mehr zu tun". Das war auch meine Meinung, denn solche Wege mit einem beladenen, 50 - 60 Kilo schweren Tourenvelo zu fahren, kann keinen Spass mehr machen. Dies ist schon fuer einen Mountainbiker ohne Gepaeck eine anspruchsvolle Strecke. Schieben im Sand, dann Schotter- und Wellblech-Piste die sich abwechseln. Es spielt keine Rolle ob es bergan geht oder bergab, denn es ist alles gleich anstrengend und wir werden durchgeruettelt und geschuettelt.

So nahmen wir dann eine Offerte einiger Leute, mit ihnen mit dem Lastwagen mitzufahren fuer die naechsten 80 Kilometer, raschentschlossen an. Den Chauffeur bekamen wir erst zu Gesicht als er total besoffen einstieg und sofort losfuhr. Schon in der dritten Kurve ueberdrehte er dann das Steuerrad und wir steuerten direkt auf den Abhang los. Schwups, drueber - aber gottseidank blieb der Lastwagen stecken ohne dass er sich ueberschlug. So kamen wir wieder einmal mit dem Schrecken davon. Unsere Schutzengel hatten wieder alle Haende voll zu tun.

Das Pamirgebirge mit den Schneebergen und Gletschern war dann traumhaft und imposant anzusehen, auch das campieren war hier in der Abgeschiedenheit immer wieder ganz toll. Auf der Strasse befanden sich deutlich mehr Velofahrer als Autos. Zwischen 1 und max. 8 Autos pro Tag begegneten uns auf dieser Strecke.

Zurueck auf dem Pamir Highway waren wir dann gluecklich wieder ein paar Kilometer auf Asphalt fahren zu koennen und staunen nur, wie einfach und schoen radfahren sein kann. Wir ueberquerten dann noch einige Paesse, der hoechste mit 4655 Metern. Schon am Anfang des Wakham Tales, ab der Hoehe von etwa 3500 Metern, hatten wir Probleme mit der Hoehe. Vor allem Pius, er war schon geschwaecht durch die starke Durchfallerkrankung, litt unter Atemnot und konnte einige Naechte nicht schlafen. So waren wir dann froh, Tadschikistan verlassen zu koennen und in das tiefer gelegene Kirgistan fahren zu koennen. Es war eine harte Tour fuer das Fahrrad wie auch fuer uns selbst. Auch wenn die Ansicht der Berge und Taeler, des schoenen Sternenhimmels und des Schnees eines Morgens auf unserem Zelt vieles wettmachten, diese Strecke wuerden wir nicht nochmals fahren.

Tal hoch nach Anzob Pass

Dorfjugend in Tadschikistan

Tal entlang Afghanistans

Tal entlang Afghanistans

20'000 km

im Teehaus