Reisebericht 14: Iran 23.04.2008 - 22.06.2008

Bandar-e-Abbas, Shiraz, Esfahan, Kashan, Teheran

Werden uns in den westlichen Medien oft negative Eindruecke der Islamischen Republik Iran vermittelt, so erleben wir Land und Leute als sehr aufgeschlossen und gastfreundlich. Es erstaunt uns auch, mehr Frauen auf den Strassen zu sehen als Maenner - in krassem Gegensatz zu den vorher bereisten Moslem-Staaten. Die Frauen hier scheinen sehr selbstbewusst und der Anteil der weiblichen Studenten an den Universitaeten liegt bei ueber 60%.

In den ersten 4 Tage unserer Tour duch den Sueden des Iran kaempfen wir mit grosser Hitze. Zwischen 42 und 48 Grad bewegt sich das Thermometer. Lange Hose, langaermelige po-bedeckende Bluse sowie ein Kopftuch um den Hals geschlungen - damit ich sofort die Haare bedecken kann wenn ich den Helm ausziehe - tragen dazu bei, dass die Hitze fast unertraeglich ist zum radeln. Und schattenspendende Baeume fehlen vollstaendig in dieser trockenen Gegend. Immer wieder stoppen Auto- und LKW-Fahrer und versorgen uns gluecklicherweise mit kuehlem Wasser und Fruechten.

Das Verkehrsaufkommen mit vielen LKW's ist sehr hoch. Als wir einen etwa 800 m langen Tunnel ohne Lueftung durchfahren muessen, glauben wir fast zu ersticken, die Augen traenen denn die Luft ist "neblig" von Abgasen, zudem ist es noch heisser als draussen. Gottseidank gehts bergab und wir muessen nicht allzutief einatmen.

Wir sind froh als wir Shiraz erreichen, die Stadt der Poeten, und im Hotelzimmer mit Klimaanlage fuer ein paar Tage eine erholsame Rast einlegen koennen. Zwischendurch besuchen wir Persepolis, eine Ruinenstaette aus 550-330 BC und lassen uns vor allem von den schoenen Steinreliefs beeindrucken.

Richtung Esfahan radeln wir duch reizvolles Gebirge mit schneebedeckten Gipfeln und flippen fast aus; wie schoen ist es doch wieder mal Schnee zu sehen nach soviel heisser Wueste. Der Wind blaest immer staerker und weitet sich zu einem Sturm aus. Solange dieser von hinten schiebt sind wir ganz gluecklich darueber, aber als die Strasse dreht und wir den seitlichen Boeen ausgesetzt sind, ist es nicht mehr lustig sondern wird gefaehrlich. Als dann Pius von der Strasse einen Abhang hinunter gefegt wird, suchen wir hinter einem grossen Gebaeude Schutz und stellen dort das Zelt auf. Am naechsten Morgen hat sich der Wind gelegt und fruehmorgens erreichen wir eine der schoensten Staedte der Welt. Esfahan entzueckte uns vollkommen und ist sicher eine Reise wert. Der grossartige Imam Platz ist umgeben von Bogenarkaden in welchen der Bazar untergebracht ist, und wird dominiert von der zwischen 1611 - 1638 gebauten Imam Moschee. Diese ist traumhaft schoen mit den fein gearbeiteten Plattenarbeiten mit huebschen, meist floralen Mustern, nit Nischen, Domen und Portalen. Auf dem Dach ueber dem Bazar in einer Teestube bei Sonnenuntergang einen Tee zu schluerfen, dem Treiben auf dem Platz zuzusehen, die Groesse, Schoenheit und Harmonie des Platzes auf sich wirken zu lassen, ist ein unvergessliches, eindrueckliches Erlebnis. Doch das ist laengst nicht alles was diese Stadt zu bieten hat. Unzaehlige Moscheen, Palaeste, Bogenbruecken und herrliche Parks erfreuen den Besucher.

Die Wuestenstadt Yazd ist beruehmt fuer seine traditionellen Lehmhaeuser mit Windtuermen, welche den kleinsten Luftzug in den heissen Sommermonaten auffangen und in die unterirdischen Wohnungen leiten. Hier treffen wir auf Angelina aus Paris und Stefano aus Lugano. Das sympatische Paar ist auch auf einer aehnlichen Route mit dem Fahrrad unterwegs. http://sionroulait.blogs.marieclaire.fr Mit ihnen zusammen verbringen wir einige interessante Abende, erzaehlen und diskutieren ueber die Reise und geniessen das Beisammensein. Wir freuen uns riesig, dass wir die beiden noch einige Male treffen. In einer Vollmondnacht campieren wir zu fuenft - Philippe aus Bonn ist noch zu uns gestossen - bei einer verfallenen Karawanserei, im Hintergrund stimmungsvoll die Berge. Zusammen kochen wir das Nachtessen und tauschen unsere Radfahrer-Erfahrungen aus bis uns die Augen zufallen.

Der Bazar von Kashan mit seinen Kuppeldaechern ist beruehmt, und die Aussicht von hier ueber die Stadt ist gewaltig. Hier wohnen wir sehr komfortabel in einem der traditionellen Haeuser mit schoenem Innenhof, welches zu einem Hotel umfunktioniert wurde. Ein toller Ort um sich zu entspannen.

Teheran, die 16 Mio Einwohner aufweisende Hauptstadt bietet fuer uns nicht viel, ausser dass wir unsere Vorraete wieder aufstocken koennen und dass sich die Botschaften hier befinden. So holen wir das in Dubai beantragte Uzbekistan Visa ab und beantragen das Visa fuer Turkemistan. Um die Wartezeit nicht in Teheran verbringen zu muessen, lassen wir uns dieses nach Mashad senden. Der Verkehr aus Teheran raus ist moerderisch und es waere viel schlauer in einen Bus zu steigen fuer die ersten 50 km. Ueber einen Pass gelangen wir auf die Nordseite des Alborz-Gebirges. Die Vegetation veraendert sich drastisch, wechselt in gruene Landschaft mit bewaldeten Huegeln, auf den Feldern wird Reis angepflanzt.

Am Kaspischen Meer goennen wir uns einen freien Tag. Das Strandgefuehl (vollstaendig bekleidet) ist fuer uns allerdings ungewohnt. Dafuer werden wir auf dem Canpingplatz von allen Nachbarn verwoehnt mit Tee, Suessigkeiten und leckerem selbstgekochtem Essen. Was fuer ein Unterschied zu den eintoenigen, ewigen Kebabs in den Restaurants. Als Reisender im Iran fuehlt man sich wirklich als Gast. Einmal mehr bereuen wir, dass wir kein Farsi (Persisch) sprechen, um uns mit diesen liebenswuerdigen Leuten richtig unterhalten zu koennen.

In der Stadt Mashad holen wir nun unser Turkmenistan Visa ab. Die Stadt ist zu vergleichen mit dem Vatikan in Rom. Sie ist eine sog. Heilige Stadt mit etwa 20 Mio Pilgern jedes Jahr die das Grab und die Moschee des verehrten 8. schiitischen Imam Reza besuchen.

Unzaehlige Huegel und Taeler haben wir durchradelt, oft kaempften wir gegen starken Gegenwind, hie und da konnten wir uns ueber das "Schieben" des Rueckenwindes freuen. Aber immer wieder geniessen wir es, abends das Zelt irgendwo aufzustellen - sei es einsam in der Steppe oder Wueste, neben einem Dorf, bei einem Bauernhof, oder wie es die Iraner tun, in einem Stadtpark, umgeben von vielen Leuten die interessiert fragen und uns mit Koestlichkeiten verwoehnen. Iran ist fuer Radfahrer ein ganz tolles Land. Ein Land das - ausser dem Verkehr - sehr sicher ist, das abwechslungsreiche Landschaften, eine reiche kulturelle Vergangenheit mit architektonischem und archeologischem Hintergrund bietet und das eine grossartige, ehrliche Gastfreundschaft zeigt wie wir dies nicht kennen in der Schweiz.

Am 22. Juni werden wir dann nach Turkmenistan einreisen und muessen das Land innerhalb 5 Tagen durchqueren, da als Individualtourist nur ein solch kurzes Transitvisa erhaeltlich ist. Danach werden wir fuer ungefaehr einen Monat in Uzbekistan reisen. Da im Moment kein Visa fuer China erhaeltlich ist, sind wir am schmieden neuer Plaene. Tadjikistan steht zur Diskussion.

on the road in Iran

Mittagspause bei Zementfabrik

Zelten in Meymant

Imam Platz Esfahan

Philipp, Stefano und Angelina
unterwegs im Iran

Mittagessen bei Turkmenischer Familie

Camping im Stadtpark von Bojnurd

Imam Reza Moschee Mashad