Reisebericht 12: Jemen 14.02.2008 - 13.03.2008

San'a - Ibb - Taizz - Aden - Bir Ali - Mukallah - Shibam - Al Ghaiyda - Harwf

Jemen, das schon in der Bibel erwaehnte legendaere Land der Koenigin von Saba. Einer unserer kuehnsten Traeume erfuellt sich und wir lassen uns von Beginn weg verzaubern von der Hauptstadt im Norden der Republik, auf 2000 Meter gelegen und umrahmt von hohen Bergen. Die Madina - die mittelalterliche Altstadt - mit ihren engen Gassen voller Leben, den 5-6 stoeckigen Lehmhaeusern, mit dem Suq in welchem lautstark gehandelt, gefeilscht und geschrien wird, das alles mutet uns sehr orientalisch an. Nur fuer Qat wird nicht diskutiert, es scheint ein fester Preis zu gelten. Qat die Volksdroge Nummer eins. Die jungen gruenen Blaetter des Strauches sorgen jeden Nachmittag bei den jemenitischen Maennern fuer Hamsterbacken und eine narkotisierende und halluzinatorische Wirkung.

Ein jemenitischer Student, Zacharias, laedt uns zu sich nach Hause ein und um sein Haus in der Altstadt zu besichtigen. Durch eine Holztuere mit Tuerklopfer treten wir ins dunkle Treppenhaus. Achtung, jede Stufe ist unterschiedlich hoch. Wir duerfen einen Blick in den "Mafraj" werfen, den schoensten Raum des Hauses im oberersten Stockwerk gelegen, mit bunten Oberlichtern und grossflaechigen Fenstern. In einem kleineren, mit Teppichen und Sitzkissen ausgestattenen Raum trinken wir mit Zacharias und seiner kleinen Nichte Tee, ueberblicken die Altstadt welche 1001 Nacht entsprungen scheint, und lassen uns viel ueber Jemen erzaehlen. Die immer wieder erlebte Gastfreundschaft der Jemeniten ist grossartig.

Fruehmorgens beginnen wir unseren Tag moeglichst mit Fasuliya und Schai (Bohnengericht und Tee). In den Restaurants ist es immer extrem laermig. Das Personal schreit um sich und der Gasbrenner mit seiner meterhohen Flamme erreicht unglaubliche Lautstaerken. Als Tischdecke dient meist eine Zeitung, als Besteck ist die rechte Hand zu benutzen. Mit einem vom Brotfladen abgerissenen Stueckchen wird der Bohnenbrei aus dem Aluteller aufgetunkt und in den Mund geschoben.

Die Weiterfahrt Richtung Sueden verlaeuft problemlos, da wir unsere Bewilligung, ausgestellt durch die Touristenpolizei, jedem Kontrollposten vorlegen koennen. Eine Passstrasse fuehrt uns auf ein Hochplateau von etwa 2500 Metern Hoehe und von hier haben wir eine atemberaubende Aussicht auf Terassenfelder, tief eingeschnittene Wadis (Taeler) und Doerfer welche malerisch auf den Felskuppen angesiedelt sind.

Der Besuch eines wegen seiner Steinbau Architektur beruehmten Dorfes, ist wirklich ein Highlight, obwohl wir unterwegs von Diesel-Abgaswolken eingehuellt werden und uns das Atmen bergauf zeitweise schwerfaellt.

Wir erreichen Aden, die ehemalige Hauptstadt des kommunistischen Suedjemens, stocken dort unsere Vorraete auf und fahren los, der Kueste entlang. Rechts das Meer, links Wueste und spaeter Gebirge. Die ersten 50 Km haben wir hinter uns gebracht und frohlocken schon, dass wir hier wohl ohne Probleme durchfahren koennten. Zu frueh, wie sich herausstellt. Noch einige Kilometer laesst uns die Polizei radeln. Doch beim naechsten Kontrollposten nuetzt alles argumentieren nichts mehr. Fuer 500 Km werden wir von bewaffneter Polizei kostenlos gefahren. Zuerst werden wir mit unseren Velos in einen Jeep gezwaengt, und in einer Speedfahrt - denn die Qat-Runde wartet - zum naechsten Posten gefahren. Aber es sollte noch schlimmer kommen. Waehrend der Fahrer mit einem gewaltigen Tempo ueber die Strasse donnert, bricht er gleichzeitig sein Qat ab, tippt es mit dem Finger an und stopft es in die linke Backe, dann trinkt er Wasser, telefoniert, betaetigt die Sirene, und waere es noetig und zu verteidigen, so liegt auch die Kalaschnikov bereit. Diese Fahrt war unvergesslich, aber sooo gefaehrlich leben wir nun doch nicht gerne. Es ist schon dunkel als wir schlussendlich auf die Ladeflaeche eines Pickups verladen werden, zusammen mit unseren Velos und 4 mit Kalaschnikovs ausgeruesteten Polizisten. An einem wunderschoenen weissen Sandstrand erlauben wir uns eine 2-taegige Pause um dann nochmals eine kurze Fahrt in Begleitung der Polizei ueber uns ergehen zu lassen. Dann duerfen wir wieder auf das Fahrrad. Der Besuch in den Hadramaut muessen wir mit dem Bus unternehmen, da eine Bewilligung nicht erhaeltlich ist um mit dem Fahrrad zu fahren. Shibam ist beruehmt fuer das sog. Manhatten Arabiens. Die etwa 500 Lehmbauten stehen mitten im Wadi auf engstem Raum zusammengebaut, und die meisten davon weisen 8 Stockwerke auf. Die aeltesten Hochhaeuser sind etwa 400 Jahre alt, gebaut aus gehaeckseltem Stroh, Holz und Lehm, die Daecher sind mit weissem Kalkguss verputzt um vor dem Sommermonsun zu schuetzen. Architektur die fasziniert.

Am naechsten Morgen um 5 Uhr werden wir - wie jeden Morgen im Jemen - vom Muezzin (und danach von all seinen Kollegen der vielen Moscheen ringsum) geweckt durch seinen Allahu-akbar Ruf (Gott ist gross). Gut so, denn um 6 Uhr faehrt der Bus zurueck zur Kueste. Unterwegs sehen wir Frauen beim Ziegenhueten, eingehuellt in ihre Abbeya (das schwarze Gewand das den ganzen Koerper verdeckt), den Shayla (Schleier) und hier in dieser Gegend noch zusaetzlich einen hohen Strohhut oben drauf gesteckt(sieht aus wie ein Hexenhut). Die Maenner tragen eine Art Wickelrock und zeigen sogar Bein. Im Guertel steckt immer ein Krummdolch, und auf dem Kopf sitzt je nach Ortschaft eine Art Turban oder ein geschlungenes Kopftuch. Zurueck am Meer, nehmen wir noch die letzten 600 Km im Jemen in Angriff, immer gegen den Wind kaempfend, welcher von vorne seitlich blaest. Vom letzten Dorf aus sind es nur noch 14 Kilometer bis zur Grenze, aber was fuer welche. Die letzten 2 Km muessen wir, bei einer Steigung von 18 bis 22%, die Fahrraeder zu zweit hochschieben.

Jemen war fuer uns unglaublich eindrucksvoll, so dass wir uns wuenschen irgendwann zurueckkommen zu koennen, wenn moeglich zu einem Zeitpunkt wenn die Landschaft gruen ist.


San'a, Jemen


Strassenleben,
San'a Jemen


Strassenleben,
San'a Jemen


Strand Bir Ali


Hadramaut
"Manhatten von Arabien"


Hadramaut
"Manhatten von Arabien"


Kueste entlang nach
Al Ghaida


Oman erreicht!
Auf und Ab nach Salalah